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  • rebecca29325

Irgendwo zwischen drin…

Mir fällt es schwer, das zu verschriftlichen was ich gerade erlebe und was mich bewegt. In der aktuellen Situation fühle ich mich, als würde ich dauerhaft auf der Stelle treten und egal was man tut, nichts verändert sich.



Aktuell...


... kämpfen wir damit, überhaupt hier weiterhin eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Ich würde gerne sagen, der Prozess sei nervenzermürbend, aber es ist nicht einmal der Prozess ansich. Es ist das Warten, die 100% Abhängigkeit von den Ämtern hier und das Gefühl, dass egal welches Dokument man noch für die Immigrations-Behörde besorgt, es sowieso nicht klappt.

Während wir warten, rennt gefühlt die Zeit davon. Den Stress, den ich deshalb verspüre, kann ich schlecht ausblenden und er schlägt auch auf meine Gesundheit.

Ich fühle mich wie auf "Pause" gesetzt und warte, dass es wieder "normal" weiter geht.



Korruption und Politik


Es ist ratsam, nicht sonderlich viel Worte darüber zu verlieren, aber Fakt ist: Mosambik hat ein rießen Problem mit Korruption. Jeder mit dem man hier darüber spricht, beklagt das. Die regierende Partei "Frelimo" wird als Ursache dafür gesehen. Bei den letzten Wahlen vor 2 Wochen, verlor die Partei eigentlich deutlich, trotzdem scheint bisher kein Machtwechsel in Sicht. Das hat viele Menschen, gerade in der Hauptstadt Maputo, auf die Straßen gerufen. Die Menschen hier sind die Korruption, die Armut und den Stillstand im Land, obwohl Mosambik doch so viel Potential hat, leid.

Dass ein Systemwechsel her muss, ist offensichtlich. Nur ist das Timing gerade leider ziemlich schlecht für uns. Denn durch die politischen Unruhen arbeiten die Behörden natürlich noch langsamer.


Also bleibt uns leider aktuell nur Warten (immerhin am Strand), Beten und Tee trinken:)




Auf der Arbeit...


...fühle ich den Stillstand momentan am stärksten. Die vielen Trips nach Maputo und wieder zurück, um unsere Visumangelenheiten zu regeln, haben leider verhindert, dass ich bei den Trainingstagen für die Sexual and Reproductive Health Clubs dabei sein konnte.

Ab und zu veranstaltet ADRA sogenannte "Feiras", wo beispielsweise Landwirtschaftsprodukte oder Landwirtschaftsutensilien verkauft werden. Dort helfe ich bei der Dokumentation und im Bereich Social Media dann mit, doch sind das natürlich nur punktuelle Tätigkeiten. Ein richtiger Arbeitsalltag stellt sich bisher eher nicht ein.

Wie auch, wenn nicht mal gesichert ist, dass wir wirklich das ganze Jahr bleiben können..?




Lernen für all das dankbar zu sein...


...Natürlich ist das gerade jetzt eine Herausforderung.

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, aber natürlich steht die Option im Raum, dass wir eventuell früher nach Deutschland zurück kommen müssten. Für mich wäre das richtig hart, ich fühle mich hier voll wohl und richtig angekommen. All das, doch schon früher als geplant hinter mir zu lassen fühlt sich gerade unvorstellbar an.


Dennoch versuche ich dabei zu bleiben, dass egal was passiert, alles in Gottes Hand ist und Gott einen Plan für mich hat.

Doch ganz ehrlich. Es ist wirklich schwer. Ich merke, wie genervt ich davon bin und, dass das dann oft eher dazu führt, dass ich mich von Gott distanziere. Es braucht Überwindung, gerade dann trotzdem zu Gott zu kommen.


Aber ich erlebe auch, wie ich seitdem Dinge noch intensiver erlebe und wie dankbar ich für all das bin, was ich hier erleben darf.

Letzte Woche ist eine gute Freundin von mir, die hier einige Monate zum Surfen war, zurück nach Deutschland geflogen. Auch das hat mir nochmal bewusst gemacht, was für ein Paradies man hier vor der Nase hat.

Der Strand, die Natur und vor allem aber die Menschen. Die alltägliche Freundlichkeit und Lockerheit. Ich kann es nur immer wieder sagen, es ist einfach etwas wovon wir alle etwas lernen können.


Ich bin hier definitiv glücklicher und dankbarer geworden. Habe gelernt gelassener zu sein, andere Sichtweisen mehr zu verstehen (okay wobei, in vielen Situationen fällt mir das definitiv noch immer schwer🤠) und meinen Emotionen sowie Intuitionen zu vertrauen.


Letztlich durfte ich hier schon so viele tolle Leute kennenlernen, wenn auch nicht immer für lange Zeit.

Das macht Ponta vielleicht auch so besonders. Wenn man hier länger bleibt, kommt dann doch schnell Einsamkeit auf. Denn die meisten, vor allem die Touris bleiben natürlich nur ein paar Tage oder Wochen. Ich glaube, es ist eine echte Herausforderung, die coole und intensive Zeit mit den vielen Leuten, die man hier kennenlernt zu genießen und dennoch eine gewisse Beständigkeit in seinem Leben zu haben.

Glücklicherweise habe ich neben Linda und Felix noch einige andere Freunde, die längerfristig hier wohnen. Aber ehrlich gesagt wüsste ich nicht wirklich, was ich ohne Linda als konstante Bezugsperson machen würde. (kleine Liebeserklärung an Linda an der Stelle🤝🏽)






So paradox es auch ist:


Zwar liebe ich das Meer, aber ich hab rießen Angst vor dem Wasser. Beziehungsweise mit dem Kopf unter Wasser zu sein. Sobald ich damit konfrontiert bin, spüre ich genau gar nichts mehr von der Ruhe, die sonst der Ozean in mir auslöst.

Da ich ja, hoffentlich, noch viel Zeit am Meer verbringen werde, habe ich mir jetzt vorgenommen meine Angst Stück für Stück anzugehen. -Bitte keine zu hohen Erwartungen🫣-


Schritt 1: Bootstour mit Schnorcheln/ Schwimmen mit Delfinen im offenen Meer.



Zwar kam meine Panik, beim ersten Mal im Wasser, direkt wieder hoch. Doch als ich das zweite Mal ins Wasser ging, dann ohne Schnorchel und Flossen, konnte ich es sogar ein klein wenig genießen:)

Leider fing ich mir ein quallenähnliches Wesen, "Blue Bottle", am Fuß ein - etwas schmerzhaft - und wurde, wie knapp 50% der anderen auf dem Boot, seekrank. Dennoch bin ich froh, dass ich es gemacht (und überstanden) habe. Es ist einfach so krass zu sehen, wie schön Gottes Schöpfung ist. Und oft auch wichtig, sich das nochmal bewusst vor Augen zu führen.




Dankbarkeit...


... Ich habe schon viel darüber geschrieben.


Dankbarkeit wird hier einfach anders gelebt, weil das Miteinander grundlegend anders ist. Wenn ich in Ponta jemand auf der Straße treffe, ist es normal ihn zu grüßen, egal ob ich die Person kenne, oder nicht.

Und nachdem ich zum Beispiel "Bom dia" (Guten Morgen) oder "Olá" gesagt habe, kommt nicht selten ein "Obrigada", also danke. Oder man fragt den gegenüber "Como está?" (Wie gehts?).


Man zeigt seinem Gegenüber, dass er wahrgenommen wird und man bedankt sich dafür. Diese Floskeln alleine machen schon einen rießen Unterschied.

Natürlich muss ich sagen, dass das wahrscheinlich jetzt nicht so in Maputo abläuft. Ponta ist definitiv ein Dorf.

Und dennoch: Für mich ist es hier umso wichtiger geworden, auf meine Umgebung und die Menschen, um mich herum, zu achten. Sich gegenseitig zu sehen.


Ich muss gar nicht drum herum reden. Die Menschen, mit denen ich Tür an Tür lebe, kommen mit weitaus weniger aus, als ich es je gewohnt sein werde.

Meine Nachbarin, zum Bespiel, verdient ca. 11.000 MT im Monat (ca. 150€) und arbeitet jeden Tag, außer an Dienstagen. Sie sagt, dass sei sogar ein guter Job für die Verhältnisse hier.

An dem Bespiel ist, glaube ich, ganz klar zu erkennen, wie anders das Leben hier funktioniert. Oft gibt es auch keinen Ausweg aus dieser Lebensituation. - Klar, die Träume sind groß. Fast jeder hier erzählt mir, von der Idee irgendwann nach Europa oder Amerika zu ziehen. - Und dennoch scheinen die meisten Menschen hier glücklich, wenn auch nicht unbedingt zufrieden mit ihrer aktuellen Situation. Sie schätzen kleine Dinge mehr wert, als ich es tat oder oft auch noch tue.

Ich fange an zu denken: Nur weil ich nicht 100% zufrieden mit meiner Lebenssituation gerade bin, bedeutet das nicht, dass ich nicht glücklich sein kann. Außerdem sehe ich natürlich auch tagtäglich, wie viele Privilegien mit meiner Herkunft eingehen, das kann ich nicht abstreiten. Für mich ist es optional hier zu leben, für die meisten hier nicht.


Ich glaube in den Punkten Optimismus, Dankbarkeit und Gelassenheit werde ich auf jeden Fall weiterhin noch viel lernen.

Aber ich kann sagen, dass auch wenn die Situation grade irgendwie echt nicht so optimal ist: Ich bin dankbar für all das hier und versuche es wirklich zu genießen und wertzuschätzen!



PS: Meine Motivation diese Blogbeiträge zu schreiben, ist genauso unbeständig, wie mein Internetzugang. Dennoch versuche ich natürlich den Blog halbwegs uptodate zu halten:)


Liebe Grüße aus dem sommerlichen Ponta,

Rebecca

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